Positionierung der deutschen Zahnärzteschaft in Coronazeiten – ein Diskussionsbeitrag
Ob Corona eine schwere oder leichte Pandemie ist, das ist aktuell ein vieldiskutierter Punkt. Für die deutsche Zahnärzteschaft ist es in jedem Fall ein schwerer Schlag. Welche Aspekte blieben bis dato unbeleuchtet und welche Folgerungen können daraus gezogen werden?
Die Bevölkerung nebst ihrer politischen Vertretung nimmt die Zahnmedizin eher als „Zahnreparaturheilkunde“ und weniger als Medizin wahr. Dieses Eindrucks kann man sich nicht erwehren. Spätestens als es um die Verteilung virendichter Masken ging, stellte man die Zahnärzte/innen ganz hinten in die Reihe, obgleich die zahnärztlichen Behandler und ihre Stuhlassistenzen aufgrund der Aerosolbildung durch schnell rotierende Instrumente und die Langlebigkeit des Virus in den Aerosolen besonders hoch gefährdet sind.
Zahnärzteschaft bleibt bei der Corona-Debatte außen vor
Die Führung der gesundheitlichen Debatte wurde anderen überlassen, Virologen, Psychologen und Politikern, um nur einige zu nennen. Die Frage, warum Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestaaten so wenig Tote und so wenig Schwersterkrankungen zu verzeichnen hat, wird der Exzellenz des deutschen Gesundheitssystems angerechnet. Die Zahnärzte scheinen daran nicht beteiligt zu sein.
Dabei würde ein genauer Blick über den Tellerrand hinaus die Situation durchaus erhellen. Wieviel Prozent der Bevölkerung und ihrer verschiedenen Altersklassen in den Industriestaaten nimmt regelmäßig PZR in Anspruch und warum lohnt sich dieser Blick?
CoVid-19 und die mukosale Barriere
Die Antwort liefern eine Vielzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen, allen voran der Beitrag von Hao Xu et. al. (High expression of ACE2 receptor of 2019-nCoV on the epithelial cells of oral mucosa), die einen maßgeblichen Eindringbereich des Coronavirus detektiert haben, nämlich die Mundschleimhaut. Das Virus bahnt sich seinen Weg in den Körper, indem es die mukosale Barriere durchbricht (vergl. auch Timo Sorsa et. al. Cloosing the door to CoVid19-infections, to be published, Frontiers of Medicine). Durchbricht das Virus immer die mukosale Barriere? Das ist noch nicht klar, viele Beobachtungen sprechen dagegen. Ist es relevant, in welchem Maße das Virus die mukosale Barriere durchbricht? In jedem Fall, denn das entscheidet i.d.R. über die Schwere des Krankheitsverlaufs, weil dafür die initiale Virenlast maßgeblich ist. Der Mund ist in jedem Fall eine erste Front, die das CoVid19-Virus durchbrechen muss.
Eigentlich haben wir es immer gewusst: Gesund beginnt im Mund. Das stimmt, gerade in Coronazeiten. Bislang war es eine freundliche Bitte seitens der Zahnärzteschaft an die Patienten doch PZR in Anspruch zu nehmen, um eine Parodontitis und die damit einhergehende Gewebezerstörung zu vermeiden. Und es konnte auch nur eine freundliche Bitte sein, denn der Grad des Gewebeabbaus entzog sich einer direkten Quantifizierung bis zu dem Moment, wenn die Parodontitis für das zahnärztliche Auge sichtbar und damit messbar wurde. Dann aber war die Gewebezerstörung bereits weit fortgeschritten. Viel zu weit. An die Folgen einer Parodontitis für den gesamten menschlichen Organismus, wie Diabetes, Schlaganfälle, Herzerkrankungen, Fertilität und Frühgeburten sei an dieser Stelle nur kurz erinnert. Der Glaube an die Sichtbarkeit der Parodontitis in ihrer Entstehungsphase ist auch heute noch ein weit verbreiteter Irrtum.
First fronts first
Parodontitis in ihrer initialen Phase ist nämlich dank der fortgeschrittenen aMMP-8-Technologie rasch, sicher, kostengünstig und chairside quantitativ detektierbar. Nur orale Agnostiker versuchen die dazu vorliegenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu ignorieren. aMMP-8-Biomarkertests geben einen genauen Hinweis zum Gewebeabbau im Mund und damit zur aktuellen Fitness der Mundschleimhaut, was gleichbedeutend ist mit der Abwehrbereitschaft des Körpers gegen eindringende Viren. Sinkt die orale Fitness, sind kürze PZR-Intervalle das Mittel der Wahl. So lässt sich, wie in der o.g. Veröffentlichung von Timo Sorsa beschrieben, die Tür für CoVid-19-Infektionen schließen.
Erste Anlaufstelle für die Gesundheit der Bevölkerung
Was bedeutet das für die deutsche Zahnärzteschaft? Sie sollte sich als die erste Anlaufstelle für die Gesundheit der Bevölkerung positionieren, nicht als Reparaturanhängsel. Diese Ansicht teilt auch Prof. Dr. Frankenberger, Präsident der DGZMK, wenn er fordert, sich mehr auf das große M bei der ZahnMedizin zu fokussieren. Die Zahnärzteschaft nämlich verfügt über das Knowhow, die notwendige Behandlungskapazität und mit der aMMP-8-Technologie über das suffiziente Werkzeug, um die Bevölkerung auf Dauer gegen Corona fit zu machen. Was sie jetzt noch braucht, ist den Willen.
Jede Praxis kann jetzt damit beginnen, sich zum Thema Mund-Fitness gegen Corona zu positionieren. Sie bietet damit der Patientenschaft die Chance, sich aktiv gegen das Coronavirus zu schützen. Das ist die Chance, die die aktuelle Krise der deutschen Zahnärzteschaft bietet.
Düsseldorf im April 2020
Dr. Peter Zeitz
Bitte lesen Sie auch den Beitrag von Herrn Prof. Dr. Frankenberger, Präsident der DGZMK: „ZahnMedizin stärkt Immunkompetenz der Mundhöhle und kann schlimme Covid-19-Verläufe verhindern“